Feuchtwanger

Feuchtwanger
Feuchtwanger,
 
Lion, Schriftsteller, * München 7. 7. 1884, ✝ Los Angeles 21. 12. 1958; war Theaterkritiker, lebte viel im Ausland; 1914 wurde er bei Kriegsbeginn in Tunis interniert, floh nach Deutschland, wo er an der Revolution von 1918 beteiligt war; in München Verbindung zu B. Brecht, 1925 Übersiedlung nach Berlin, 1933 Verbrennung seiner Bücher und Ausbürgerung, 1933-40 Aufenthalt in Südfrankreich; neben B. Brecht und W. Bredel Herausgeber der Emigrantenzeitschrift »Das Wort«, die in Moskau erschien; einer der Wortführer der deutschen Exilschriftsteller im Kampf gegen den Nationalsozialismus, im Reisebericht »Moskau 1937« (1937) Bekenntnis zum Kommunismus sowjetischer Prägung. 1940 wurde er in Frankreich interniert, im gleichen Jahr gelang ihm über Spanien und Portugal die Flucht in die USA, wo er auch nach Kriegsende blieb. - Feuchtwanger begann mit modernisierenden Bearbeitungen dramatischer Werke der Weltliteratur (so »Leben Eduards II.« nach C. Marlowe, mit Brecht). Weltbekannt wurde er schon Mitte der 20er-Jahre durch seine historischen Romane: individuelle Biographien historischer Persönlichkeiten werden mit breiten Schilderungen des gesellschaftlichen Umfelds verwoben, wichtig ist nicht das genau recherchierte Detail, sondern die Geschichte als Lerngegenstand im Sinne aktueller Erkenntnis (»Jud Süß«, 1925; »Waffen für Amerika«, 2 Bände, 1947; seit 1952 meist unter dem Titel »Die Füchse im Weinberg«). Einen zentralen Platz nimmt im Werk Feuchtwangers die Auseinandersetzung mit der Geschichte des jüdischen Volkes ein, deutlich v. a. in der für sein Selbstverständnis wichtigen »Josephus-Trilogie« um den jüdischen Historiker Flavius Josephus (»Der jüdische Krieg«, 1932, »Die Söhne«, 1934, »Der Tag wird kommen«, 1945). Zeitgeschichtliche Schicksale vor und während des Nationalsozialismus verarbeitet er in der »Wartesaal-Trilogie« (»Erfolg. Drei Jahre Geschichte einer Provinz«, 2 Bände, 1930, »Die Geschwister Oppenheim«, 1933; 1949 unter dem Titel »Die Geschwister Oppermann«, »Exil«, 1940). Die späten Werke beschwören noch einmal Vernunft und Erkenntnisdrang als zeitlose Ideale des Autors am Beispiel historischer Themen: u. a. »Narrenweisheit oder Tod und Verklärung des Jean-Jacques Rousseau« (1952), »Jefta und seine Tochter« (1957).
 
Weitere Werke: Romane: Der tönerne Gott (1910); Thomas Wendt (1920); Die häßliche Herzogin (1923, später unter dem Titel Margarete Maultasch); Der falsche Nero (1936); Die Brüder Lautensack (englisch 1944, deutsch 1956); Goya oder der arge Weg der Erkenntnis (1951); Spanische Ballade (1955; auch unter dem Titel Die Jüdin von Toledo).
 
Erzählungen: Odysseus und die Schweine (englisch 1946, deutsch 1950).
 
Sonstige Prosa: Unholdes Frankreich (1942, 1954 unter dem Titel Der Teufel in Frankreich); Centum opuscula (1956, 1984 unter dem Titel Ein Buch nur für meine Freunde); Das Haus der Desdemona oder Größe und Grenzen der historischen Dichtung (herausgegeben 1961).
 
Dramen: Wahn oder Der Teufel in Boston (1948); Die Witwe Capet (1956).
 
Ausgaben: Gesammelte Werke, Band 1-6, 8, 9, 11, 17, 18 (1933-48, mehr nicht erschienen); Gesammelte Werke in Einzelbänden (Neuausgabe1991 folgende).
 
L. Feuchtwanger, A. Zweig, Briefwechsel, herausgegeben von H. von Hofe, 2 Bände (1984).
 
 
K. Modick: L. F. im Kontext der Zwanziger Jahre (1981);
 R. Jaretzky: L. F. (1984);
 W. Jeske u. P. Zahn: L. F. oder der arge Weg der Erkenntnis (1984);
 
L. F., hg. v. R. Wolff (1984);
 F. Dietschreit: L. F. (1988);
 W. von Sternburg: L. F. (1994).

Universal-Lexikon. 2012.

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